Blumenwiese
Blütenpracht statt Monotonie
 
 
Blumenwiesen sind in Mode gekommen. Groß ist er Enthusiasmus bei Gartenbesitzern, wenn sie eine Blumenwiese anlegen. Groß ist auch die Freude, wenn sich schon nach wenigen Wochen die Blütenpracht entfaltet. Groß ist dann leider oft auch die Enttäuschung, wenn die ganze Fülle nach zwei oder drei Jahren durch ein paar robuste Gräser weitgehend verdrängt wurde. Dies liegt vor allem daran, dass die preisgünstigen Blumenwiesenmischungen eigentlich keine Wiesenblumen, sondern vor allem einjährige und schnell auflaufende Ackerblumen enthalten.
Dabei sind naturnahe Blumenwiesen artenreiche Pflanzengemeinschaften (weitere Informationen), die einer noch wesentlich größeren Anzahl an Tieren Lebensraum bieten. Im Vergleich zu herkömmlichen Zierrasen ist die Wiesenpflege wenig aufwändig. Es sind weder Düngung noch Spritzmittel nötig, pro Jahr reichen ein bis drei Schnitte. Allerdings können Blumenwiesen nicht ständig betreten werden und sind daher nicht als Spiel- und Sportflächen geeignet. Es gilt einiges zu beachten, damit Blumenwiesen auch langfristig Blumenwiesen bleiben.


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Wo und Wie?
 
•   Standort: Geeignet sind wenig trittbelastete, möglichst sonnige Standorte. Dies können Privatgärten, Flächen in öffentlichen Parks, Wiesen in Betriebsgeländen oder auch Verkehrsrandflächen sein
=> mehr zum Thema Natur im Garten
=> mehr zum Thema Öffentliche Grünflächen
=> mehr zum Thema Lebensraum Betriebsareal
=> mehr zum Thema Damm, Böschung, Wegrand
 
•   Boden: Wichtig sind nährstoffarme und im Idealfall gut wasserdurchlässige Böden. Bei hohem Nährstoffgehalt ist der Abtrag der obersten Bodenschicht oder das Untermischen von Sand bzw feinem Kies zur Ausmagerung zu überlegen. Bei Baumaßnahmen sollte der Faktor Nährstoffarmut von vornherein berücksichtigt und auf die übliche Humusierung mit nährstoffreichem Substrat verzichtet werden. Je magerer der Boden, desto einfacher lässt sich eine Blumenwiese erhalten. Denn auf nährstoffreichen Standorten dominieren nach wenigen Jahren meist einige wenige Wiesengräser, die für gedüngte Landwirtschaftsflächen typisch sind.
 
•   Vorbereitung: Für eine erfolgreiche Ansaat ist offener Boden wichtig. Es ist meist zwecklos, Blumen in dichte, bestehende Rasen zu säen. Sollen herkömmliche Zierrasen zu Blumenwiesen entwickelt werden, hilft daher oft nur eine radikale Methode: Die Fläche wird umgegraben oder durch maschinelles Fräsen und Eggen aufgebrochen. Verdichtete Böden sollten tiefgründig gelockert werden.
Wird vor der Aussaat etwa drei Wochen nach dem Fräsen im Frühjahr oder Frühsommer bei trockener Witterung ein zweites Mal gefräst oder geeggt, vertrocknen die neu aufgelaufenen Keimlinge und die unerwünschten Arten werden weniger. Eine Ansaat mit Blumenwiesensaatgut sollte möglichst im Frühjahr erfolgen, etwa zwischen April und Juni, da sich bei späterer Ansaat vor allem rasch wachsende Gräser auf Kosten der Blumen etablieren.
Wenn große Flächen in Blumenwiesen umgewandelt werden, kann dies sehr kostspielig werden. Eine Alternative ist dann die sogenannte „Zebrasaat“: Dabei werden nur einige Meter breite Streifen in Blumenwiesen umgewandelt. Ziel ist, dass sich die Blumen im Laufe der Zeit auch in die angrenzenden Flächen ausbreiten.
 
•   Allmähliche („sanfte“) Umwandlung bestehender Wiesen: Soll Blumenvielfalt in eine bestehende, eher monotone Wiese gebracht werden, können auch offene Bodenstellen genutzt werden, die beispielsweise durch die Aktivitäten von Wühlmäusen oder Maulwürfen entstehen. Auf diesen lassen sich gezielt Blumen fördern. Natürlich dauert dies länger, erfordert aber als „sanfte“ Methode keine radikalen Eingriffe.
Zusätzlich kann Klappertopf (vor allem Zottiger Klappertopf Rhinanthus alectorolophus) angesät werden, der im Frühsommer beispielsweise an Straßenböschungen oder Wegrainen reift. Diese Art etabliert sich aus Samen auch in Wiesen mit mehr oder weniger geschlossener Vegetation, sofern es sich nicht um einen zu dichten Rasen handelt. Zudem ist der Klappertopf ein Halbschmarotzer, der mit seinen Wurzeln Nährstoffe an Gräsern saugt und diese dadurch schwächt. Deshalb ist Klappertopf aus landwirtschaftlicher Sicht auch nicht gern gesehen. Wiesenblumen können sich in der Folge in der lückigeren und offeneren Vegetation jedoch leichter etablieren (weitere Informationen).
Als weitere Alternative bietet sich an, frisches Mähgut einer artenreichen Wiese, etwa eines blumenreichen Wegrandes, auf der künftigen Blumenwiese zu trocknen (zu heuen). Dadurch fallen die Samen aus. Damit sich die Arten der Zielvegetation nach und nach etablieren, sollte dies mehrere Jahre wiederholt werden.
Voraussetzung für den Erfolg dieser „sanften“ Methoden ist, dass der Standort nicht zu nährstoffreich ist, da sich sonst über kurz oder lang immer wieder die schnellwachsenden Wiesengräser durchsetzen. Flächen lassen sich zuvor ausmagern, wenn sie über mehrere Jahre mehrmals jährlich gemäht, aber nicht gedüngt werden. Das Mähgut wird entfernt, wodurch dem Standort allmählich Nährstoffe entzogen werden.
 
•   Saatgut: Das Saatgut entscheidet über Erfolg oder Misserfolg. Hochwertiges Saatgut besteht aus standortgerechten und heimischen Wiesenarten. Handelsübliche Billigmischungen enthalten meist einen hohen Anteil an einjährigen Ackerwildkräutern wie Mohn oder Kornblumen. Diese blühen zwar im ersten Jahr, sind dann aber meist schon im zweiten Jahr wieder verschwunden. Zurück bleiben blütenarme Bestände.
Es macht großen Spaß, das Saatgut für kleine Flächen selbst zu sammeln. Viele Blumen wachsen an Wegrändern oder Dammböschungen, wo sie – ohne gegen geltende Naturschutzbestimmungen zu verstoßen – leicht geerntet werden können. Positive Nebeneffekte sind, dass garantiert regionaltypische Pflanzen gesammelt werden und die Beteiligten die Arten auch noch kennenlernen.
Wiesenpflanzen sind Lichtkeimer. Deshalb sollte das Saatgut nicht in die Erde eingearbeitet, sondern mit einer Rasenwalze oder mit Brettern gut angedrückt werden. Meist sind nur wenige Gramm Samen pro m² erforderlich. Für eine gleichmäßige Aussaat dieser geringen Mengen wird das Saatgut am besten mit reichlich trockenem Sand oder mit Sägemehl vermischt. Bei der Aussaat muss der Boden feucht sein, auch in den ersten Wochen nach der Ansaat darf die Fläche nicht austrocknen.
 
•   Mähgutübertragung: Die Mähgutübertragung ist eine Alternative zu hochwertigen und daher auch recht teuren Qualitätssaatgutmischungen: Hierzu wird frisches Mähgut einer blumenreichen Wiese aus der Umgebung, die im Sommer zur Zeit der Samenreife der meisten Pflanzen gemäht wird, in einer 2 bis 3 cm dicken Schicht ausgebracht. Entscheidend ist, dass das Mähgut rasch auf der „Empfängerfläche“ ausgebracht wird, da andernfalls die Samen noch auf der „Spenderfläche“ ausfallen. Das Mähgut wird etwa im Verhältnis 1 : 2 bis 2 : 1 (je nach Wüchsigkeit der Spenderfläche) verteilt.
=> mehr zum Thema Naturnahe Begrünungen
 
•   Welcher Wiesentyp? Glatthaferwiesen sind eine geeignete Alternative zu einschnittigen Magerwiesen. Nährstoffarme Magerwiesen, die ihr Blühmaximum etwa im Juni erreichen, sind zwar sehr artenreich, lassen sich aber nur schwer entwickeln und erhalten. Auch sind sie nach dem Schnitt im Sommer oft nicht mehr besonders attraktiv. Zudem wäre aufgrund der Wüchsigkeit auf vielen Flächen von vornherein ein zweiter Schnitt im Herbst erforderlich. Da bietet sich an, gleich eine zwei- bis dreischnittige Glatthaferwiese anzusäen – eine artenreiche und sehr bunte Lebensgemeinschaft. Bis vor wenigen Jahrzehnten waren Glatthaferwiesen in vielen Regionen die typischen Heuwiesen. Wenn Blumen wie Wiesensalbei, Skabiosen- und Wiesenflockenblume oder Schafgarbe enthalten sind, blühen Glatthaferwiesen im Spätsommer oder Frühherbst ein zweites Mal.
 
 
Wiesenpflege
 
•   Entwicklungspflege: In den meisten Fällen treten in der neu angesäten Fläche viele unerwünschte Arten auf, die noch als Samen oder Pflanzenteile im Boden vorhanden waren. Daher ist nach acht bis zehn Wochen ein erster Pflegeschnitt erforderlich. Dies unterstützt die langsamer wachsenden Arten der Blumenwiesen. Es ist dann zu beobachten, ob weitere Pflegeschnitte erforderlich werden. Besonders hartnäckige Arten wie Stumpfblättriger Ampfer sollten möglichst frühzeitig ausgestochen und mit den Wurzeln entfernt werden.
 
•   Reguläre Pflege: Bodenbeschaffenheit und die Wüchsigkeit der Wiese bestimmen die Schnitthäufigkeit. Es kann nicht nur zu häufig, sondern auch zu selten gemäht werden! Am besten dann mähen, wenn der Großteil der Pflanzen Samen gebildet hat. Das anfallende Schnittgut wird zwei bis drei Tage auf der Fläche getrocknet, damit die Samen herausfallen können. Danach sollte es aber entfernt werden. Es ist als kann als Tierfutter verwendet oder kompostiert werden.
Mit Rücksicht auf die tierischen Wiesenbewohner sollten Rückzugsmöglichkeiten erhalten werden, indem nicht die ganze Wiese auf einmal gemäht wird. Möglich ist auch, zwei- bis dreimähdige Bereiche mit einmähdigen Bereichen abzuwechseln. Werden Randflächen nur alle zwei Jahre gemäht, entstehen wertvolle Saumbereiche mit Hochstauden.
 
•   Mähtechnik: Die Mahd mit der Sense schont die Tierwelt, zudem können nicht verblühte Wiesenblumen gezielt stehen gelassen werden. Bei größeren Wiesenflächen ist der Einsatz eines Balkenmähers aus ökologischer Sicht die beste Alternative. Die Schnitthöhe sollte möglichst nicht unter 8 bis 10 cm liegen.
=> mehr zum Thema Tierschonende Mahd
 
•   Zeit lassen: Die Entwicklung einer echten Blumenwiese braucht Zeit. Bis sich eine stabile Pflanzengemeinschaft eingestellt hat, dauert es mehrere Jahre. Der Erfolg ist frühestens im zweiten oder dritten Jahr zu erkennen. Leider fehlt vielen Gartenbesitzern und auch den für die öffentlichen Grünflächen Verantwortlichen hierfür die Geduld. Hier ist daher Informationsarbeit wichtig.
 
•   Vielfalt in Rasenflächen? Auch Rasenflächen werden bunter, wenn sie im Sommer nur alle zwei bis drei Wochen gemäht werden und auf Düngung und Herbizide verzichtet wird. So können sich Kräuter wie Gänseblümchen, Ehrenpreis, Günsel und Braunelle entwickeln, die Fläche bleibt aber trotzdem begehbar und als Spielwiese nutzbar. Möglich ist auch eine Kombination aus stark trittbelasteten Rasenflächen und Blumenwiesen in den Randbereichen.
 
 
Unterlagen / Links
 
Naturnahe Begrünung: www.begruenung.net
A. Steinert (2019): Blumenwiesen. Pflegeleichte, attraktive Flächen mit hoher Artenvielfalt. Natur im Garten, Tulln, 15 S. Download pdf (3.611 kb)
B. Pokorny (2009): Wiesen zum Genießen. Die Naturwiese im eigenen Garten – Schaffen Sie ein Paradies für Mensch und Tier. die umweltberatung, Download pdf (320 kb)
J. Gürke (2014): Blumenwiesen anlegen und pflegen. Pro Natura Praxis 21, Pro Natura, Basel, 39 S., Download auf docplayer.org
H. Kronenberg & A. Niemeyer-Lüllwitz (2002): Wege zur bunten Blumenwiese. Infoblätter Naturgarten 26, 2. Aufl., Natur- und Umweltschutz-Akademie des Landes Nordrhein-Westfalen (NUA) und Arbeitskreis VHS-Biogarten, Download pdf (134 kb)
H. Kronenberg (2002): Pflege von Blumenwiesen. Infoblätter Naturgarten 27, 2. Aufl., Natur- und Umweltschutz-Akademie des Landes Nordrhein-Westfalen (NUA) und Arbeitskreis VHS-Biogarten, Download pdf (91 kb)
M. Staub, R. Benz, W. Bischoff, A. Bosshard, J. Burri, S. Viollier & Y. Bischofberger (2015): Direktbegrünung artenreicher Wiesen in der Landwirtschaft. Leitfaden für die Praxis zum Einsatz von regionalem Saatgut in Biodiversitätsförderflächen. AGRIDEA, Lausanne, 15 S., Download pdf (2.590 kb)
R. Witt & B. Dittrich (1996): Blumenwiesen. Anlage, Pflege, Praxisbeispiele. Mit Wiesenpflanzen-Lexikon. BLV-Verlagsgesellschaft, München, 167 S.
Vorarlberger Wiesenmeisterschaft: www.wiesenmeisterschaft.com
 
 
letzte Änderung Mai 2015, © UMG
 
   

 
 
Blumenwiese
Blütenpracht statt Monotonie
 
Blumenwiesen sind in Mode gekommen. Groß ist er Enthusiasmus bei Gartenbesitzern, wenn sie eine Blumenwiese anlegen. Groß ist auch die Freude, wenn sich schon nach wenigen Wochen die Blütenpracht entfaltet. Groß ist dann leider oft auch die Enttäuschung, wenn die ganze Fülle nach zwei oder drei Jahren durch ein paar robuste Gräser weitgehend verdrängt wurde. Dies liegt vor allem daran, dass die preisgünstigen Blumenwiesenmischungen eigentlich keine Wiesenblumen, sondern vor allem einjährige und schnell auflaufende Ackerblumen enthalten.
Dabei sind naturnahe Blumenwiesen artenreiche Pflanzengemeinschaften (weitere Informationen), die einer noch wesentlich größeren Anzahl an Tieren Lebensraum bieten. Im Vergleich zu herkömmlichen Zierrasen ist die Wiesenpflege wenig aufwändig. Es sind weder Düngung noch Spritzmittel nötig, pro Jahr reichen ein bis drei Schnitte. Allerdings können Blumenwiesen nicht ständig betreten werden und sind daher nicht als Spiel- und Sportflächen geeignet. Es gilt einiges zu beachten, damit Blumenwiesen auch langfristig Blumenwiesen bleiben.
 
 
Wo und Wie?
 
•   Standort: Geeignet sind wenig trittbelastete, möglichst sonnige Standorte. Dies können Privatgärten, Flächen in öffentlichen Parks, Wiesen in Betriebsgeländen oder auch Verkehrsrandflächen sein
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=> mehr zum Thema Öffentliche Grünflächen
=> mehr zum Thema Lebensraum Betriebsareal
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•   Boden: Wichtig sind nährstoffarme und im Idealfall gut wasserdurchlässige Böden. Bei hohem Nährstoffgehalt ist der Abtrag der obersten Bodenschicht oder das Untermischen von Sand bzw feinem Kies zur Ausmagerung zu überlegen. Bei Baumaßnahmen sollte der Faktor Nährstoffarmut von vornherein berücksichtigt und auf die übliche Humusierung mit nährstoffreichem Substrat verzichtet werden. Je magerer der Boden, desto einfacher lässt sich eine Blumenwiese erhalten. Denn auf nährstoffreichen Standorten dominieren nach wenigen Jahren meist einige wenige Wiesengräser, die für gedüngte Landwirtschaftsflächen typisch sind.
 
•   Vorbereitung: Für eine erfolgreiche Ansaat ist offener Boden wichtig. Es ist meist zwecklos, Blumen in dichte, bestehende Rasen zu säen. Sollen herkömmliche Zierrasen zu Blumenwiesen entwickelt werden, hilft daher oft nur eine radikale Methode: Die Fläche wird umgegraben oder durch maschinelles Fräsen und Eggen aufgebrochen. Verdichtete Böden sollten tiefgründig gelockert werden.
Wird vor der Aussaat etwa drei Wochen nach dem Fräsen im Frühjahr oder Frühsommer bei trockener Witterung ein zweites Mal gefräst oder geeggt, vertrocknen die neu aufgelaufenen Keimlinge und die unerwünschten Arten werden weniger. Eine Ansaat mit Blumenwiesensaatgut sollte möglichst im Frühjahr erfolgen, etwa zwischen April und Juni, da sich bei späterer Ansaat vor allem rasch wachsende Gräser auf Kosten der Blumen etablieren.
Wenn große Flächen in Blumenwiesen umgewandelt werden, kann dies sehr kostspielig werden. Eine Alternative ist dann die sogenannte „Zebrasaat“: Dabei werden nur einige Meter breite Streifen in Blumenwiesen umgewandelt. Ziel ist, dass sich die Blumen im Laufe der Zeit auch in die angrenzenden Flächen ausbreiten.
 
•   Allmähliche („sanfte“) Umwandlung bestehender Wiesen: Soll Blumenvielfalt in eine bestehende, eher monotone Wiese gebracht werden, können auch offene Bodenstellen genutzt werden, die beispielsweise durch die Aktivitäten von Wühlmäusen oder Maulwürfen entstehen. Auf diesen lassen sich gezielt Blumen fördern. Natürlich dauert dies länger, erfordert aber als „sanfte“ Methode keine radikalen Eingriffe.
Zusätzlich kann Klappertopf (vor allem Zottiger Klappertopf Rhinanthus alectorolophus) angesät werden, der im Frühsommer beispielsweise an Straßenböschungen oder Wegrainen reift. Diese Art etabliert sich aus Samen auch in Wiesen mit mehr oder weniger geschlossener Vegetation, sofern es sich nicht um einen zu dichten Rasen handelt. Zudem ist der Klappertopf ein Halbschmarotzer, der mit seinen Wurzeln Nährstoffe an Gräsern saugt und diese dadurch schwächt. Deshalb ist Klappertopf aus landwirtschaftlicher Sicht auch nicht gern gesehen. Wiesenblumen können sich in der Folge in der lückigeren und offeneren Vegetation jedoch leichter etablieren (weitere Informationen).
Als weitere Alternative bietet sich an, frisches Mähgut einer artenreichen Wiese, etwa eines blumenreichen Wegrandes, auf der künftigen Blumenwiese zu trocknen (zu heuen). Dadurch fallen die Samen aus. Damit sich die Arten der Zielvegetation nach und nach etablieren, sollte dies mehrere Jahre wiederholt werden.
Voraussetzung für den Erfolg dieser „sanften“ Methoden ist, dass der Standort nicht zu nährstoffreich ist, da sich sonst über kurz oder lang immer wieder die schnellwachsenden Wiesengräser durchsetzen. Flächen lassen sich zuvor ausmagern, wenn sie über mehrere Jahre mehrmals jährlich gemäht, aber nicht gedüngt werden. Das Mähgut wird entfernt, wodurch dem Standort allmählich Nährstoffe entzogen werden.
 
•   Saatgut: Das Saatgut entscheidet über Erfolg oder Misserfolg. Hochwertiges Saatgut besteht aus standortgerechten und heimischen Wiesenarten. Handelsübliche Billigmischungen enthalten meist einen hohen Anteil an einjährigen Ackerwildkräutern wie Mohn oder Kornblumen. Diese blühen zwar im ersten Jahr, sind dann aber meist schon im zweiten Jahr wieder verschwunden. Zurück bleiben blütenarme Bestände.
Es macht großen Spaß, das Saatgut für kleine Flächen selbst zu sammeln. Viele Blumen wachsen an Wegrändern oder Dammböschungen, wo sie – ohne gegen geltende Naturschutzbestimmungen zu verstoßen – leicht geerntet werden können. Positive Nebeneffekte sind, dass garantiert regionaltypische Pflanzen gesammelt werden und die Beteiligten die Arten auch noch kennenlernen.
Wiesenpflanzen sind Lichtkeimer. Deshalb sollte das Saatgut nicht in die Erde eingearbeitet, sondern mit einer Rasenwalze oder mit Brettern gut angedrückt werden. Meist sind nur wenige Gramm Samen pro m² erforderlich. Für eine gleichmäßige Aussaat dieser geringen Mengen wird das Saatgut am besten mit reichlich trockenem Sand oder mit Sägemehl vermischt. Bei der Aussaat muss der Boden feucht sein, auch in den ersten Wochen nach der Ansaat darf die Fläche nicht austrocknen.
 
•   Mähgutübertragung: Die Mähgutübertragung ist eine Alternative zu hochwertigen und daher auch recht teuren Qualitätssaatgutmischungen: Hierzu wird frisches Mähgut einer blumenreichen Wiese aus der Umgebung, die im Sommer zur Zeit der Samenreife der meisten Pflanzen gemäht wird, in einer 2 bis 3 cm dicken Schicht ausgebracht. Entscheidend ist, dass das Mähgut rasch auf der „Empfängerfläche“ ausgebracht wird, da andernfalls die Samen noch auf der „Spenderfläche“ ausfallen. Das Mähgut wird etwa im Verhältnis 1 : 2 bis 2 : 1 (je nach Wüchsigkeit der Spenderfläche) verteilt.
=> mehr zum Thema Naturnahe Begrünungen
 
•   Welcher Wiesentyp? Glatthaferwiesen sind eine geeignete Alternative zu einschnittigen Magerwiesen. Nährstoffarme Magerwiesen, die ihr Blühmaximum etwa im Juni erreichen, sind zwar sehr artenreich, lassen sich aber nur schwer entwickeln und erhalten. Auch sind sie nach dem Schnitt im Sommer oft nicht mehr besonders attraktiv. Zudem wäre aufgrund der Wüchsigkeit auf vielen Flächen von vornherein ein zweiter Schnitt im Herbst erforderlich. Da bietet sich an, gleich eine zwei- bis dreischnittige Glatthaferwiese anzusäen – eine artenreiche und sehr bunte Lebensgemeinschaft. Bis vor wenigen Jahrzehnten waren Glatthaferwiesen in vielen Regionen die typischen Heuwiesen. Wenn Blumen wie Wiesensalbei, Skabiosen- und Wiesenflockenblume oder Schafgarbe enthalten sind, blühen Glatthaferwiesen im Spätsommer oder Frühherbst ein zweites Mal.
 
 
Wiesenpflege
 
•   Entwicklungspflege: In den meisten Fällen treten in der neu angesäten Fläche viele unerwünschte Arten auf, die noch als Samen oder Pflanzenteile im Boden vorhanden waren. Daher ist nach acht bis zehn Wochen ein erster Pflegeschnitt erforderlich. Dies unterstützt die langsamer wachsenden Arten der Blumenwiesen. Es ist dann zu beobachten, ob weitere Pflegeschnitte erforderlich werden. Besonders hartnäckige Arten wie Stumpfblättriger Ampfer sollten möglichst frühzeitig ausgestochen und mit den Wurzeln entfernt werden.
 
•   Reguläre Pflege: Bodenbeschaffenheit und die Wüchsigkeit der Wiese bestimmen die Schnitthäufigkeit. Es kann nicht nur zu häufig, sondern auch zu selten gemäht werden! Am besten dann mähen, wenn der Großteil der Pflanzen Samen gebildet hat. Das anfallende Schnittgut wird zwei bis drei Tage auf der Fläche getrocknet, damit die Samen herausfallen können. Danach sollte es aber entfernt werden. Es ist als kann als Tierfutter verwendet oder kompostiert werden.
Mit Rücksicht auf die tierischen Wiesenbewohner sollten Rückzugsmöglichkeiten erhalten werden, indem nicht die ganze Wiese auf einmal gemäht wird. Möglich ist auch, zwei- bis dreimähdige Bereiche mit einmähdigen Bereichen abzuwechseln. Werden Randflächen nur alle zwei Jahre gemäht, entstehen wertvolle Saumbereiche mit Hochstauden.
 
•   Mähtechnik: Die Mahd mit der Sense schont die Tierwelt, zudem können nicht verblühte Wiesenblumen gezielt stehen gelassen werden. Bei größeren Wiesenflächen ist der Einsatz eines Balkenmähers aus ökologischer Sicht die beste Alternative. Die Schnitthöhe sollte möglichst nicht unter 8 bis 10 cm liegen.
=> mehr zum Thema Tierschonende Mahd
 
•   Zeit lassen: Die Entwicklung einer echten Blumenwiese braucht Zeit. Bis sich eine stabile Pflanzengemeinschaft eingestellt hat, dauert es mehrere Jahre. Der Erfolg ist frühestens im zweiten oder dritten Jahr zu erkennen. Leider fehlt vielen Gartenbesitzern und auch den für die öffentlichen Grünflächen Verantwortlichen hierfür die Geduld. Hier ist daher Informationsarbeit wichtig.
 
•   Vielfalt in Rasenflächen? Auch Rasenflächen werden bunter, wenn sie im Sommer nur alle zwei bis drei Wochen gemäht werden und auf Düngung und Herbizide verzichtet wird. So können sich Kräuter wie Gänseblümchen, Ehrenpreis, Günsel und Braunelle entwickeln, die Fläche bleibt aber trotzdem begehbar und als Spielwiese nutzbar. Möglich ist auch eine Kombination aus stark trittbelasteten Rasenflächen und Blumenwiesen in den Randbereichen.
 
 
Unterlagen / Links
 
Naturnahe Begrünung: www.begruenung.net
A. Steinert (2019): Blumenwiesen. Pflegeleichte, attraktive Flächen mit hoher Artenvielfalt. Natur im Garten, Tulln, 15 S. Download pdf (3.611 kb)
B. Pokorny (2009): Wiesen zum Genießen. Die Naturwiese im eigenen Garten – Schaffen Sie ein Paradies für Mensch und Tier. die umweltberatung, Download pdf (320 kb)
J. Gürke (2014): Blumenwiesen anlegen und pflegen. Pro Natura Praxis 21, Pro Natura, Basel, 39 S., Download auf docplayer.org
H. Kronenberg & A. Niemeyer-Lüllwitz (2002): Wege zur bunten Blumenwiese. Infoblätter Naturgarten 26, 2. Aufl., Natur- und Umweltschutz-Akademie des Landes Nordrhein-Westfalen (NUA) und Arbeitskreis VHS-Biogarten, Download pdf (91 kb)
M. Staub, R. Benz, W. Bischoff, A. Bosshard, J. Burri, S. Viollier & Y. Bischofberger (2015): Direktbegrünung artenreicher Wiesen in der Landwirtschaft. Leitfaden für die Praxis zum Einsatz von regionalem Saatgut in Biodiversitätsförderflächen. AGRIDEA, Lausanne, 15 S., Download pdf (2.590 kb)
R. Witt & B. Dittrich (1996): Blumenwiesen. Anlage, Pflege, Praxisbeispiele. Mit Wiesenpflanzen-Lexikon. BLV-Verlagsgesellschaft, München, 167 S.
Vorarlberger Wiesenmeisterschaft: www.wiesenmeisterschaft.com  
 

 


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www.naturtipps.com/blumenwiese.html
Stand Mai 2015